Schachcomputer: Schwachmaten und Helden (2)

Die ersten acht von insgesamt 13 Schachcomputern wurden von den gegnerischen Engines, wie nicht anders zu erwarten, förmlich abgeschlachtet. 10 Halbzüge irgendeiner (halbwegs) zeitgemäßen Schachengine waren ihnen meilenweit voraus. Das erschütternde: Den anderen fünf zum Teil seinerzeit sauteuren Modellen und Modulen der Top-Kategorie erging es auch nicht besser, eher schlechter! Letztere verloren zu Null, während in der Gruppe der schwächeren Geräte wenigstens zwei glorreiche Remis gelangen.

Das Gesamtresultat lautet somit 1:51.

Beim ersten Opfer, dem Mephisto II-Brikett, fiel mir wieder eine seiner Schwächen auf: Extreme Schlaglust der Bauern, gerne auch aus dem Zentrum heraus nach außen. In folgender Stellung kam das schwarze Kästchen gleich mit dem ersten berechneten Zug 9.dxc5? in deutlichen Nachteil:


diagram courtesy of http://chessup.net/

Yace erwiderte zur großen Überraschung 9...Lg4, was Schwarz nach 10.Dxg4 Lxc3+ einen Qualitätsvorteil einbrachte. In dieser Tonart ging es vorerst weiter, mit einer Reihe an sich recht schöner Geräte wie beispielsweise Turbo 16K oder Super Enterprise. Leider ging auch ein großer Star von 1984/85, der Super Constellation, glanzlos unter (gegen Ruffian 1.0.5). - Ich möchte die Schmach dieser chancenlosen Zermalmungen gar nicht weiter breittreten.

Für den ersten Lichtblick sorgte Fidelitys Holzapparat Elite Avantgarde, ein Modell von 1985 mit einer 8 Bit-CPU (6502) auf 5 MHz. Es errang ein Remis gegen den Chess Tiger 14.0. Dabei sah es in der Partie zuerst gar nicht so gut aus:


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Avantgarde spielte nun 14.Tfb1: Der falsche Turm. Besser war 14.Tab1, um dem Röntgenblick des Lg7 auszuweichen. Nach 14...Db8 15.Da3 Tb6 16.Te1 wirkte sich das so aus:


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16...Sxe4! Trotz dieses gefährlichen taktischen Schlages hielt der heldenhafte Fidelity-Computer stand und remisierte schließlich mit drei Leichtfiguren gegen zwei Türme: Stellungswiederholung im 39.Zug. Bravo!

Gleich im nächsten Wettkampf, Sphinx Dominator (6502/4 MHz) gegen Naum 2.0, folgte der zweite - und leider letzte - Teilerfolg des Museumsteams. In einer abtauschfreudigen Partie entstand bereits im 30.Zug ein reines Bauernendspiel, das der Dominator gut behandelte. Ganz perfekt dürften es beide nicht gespielt haben. Eine kritische Stellung (Naum war soeben mit 39...Kf3 eingedrungen):


diagram courtesy of http://chessup.net/

40.e4! Die einzige Chance. Naum griff mit 40...Kxe4 zu, und wie mir Computeranalysen bestätigten, ist es jetzt nach 41.Ke2 remis. Es folgten noch 19 Züge eines Tanzes der Könige bis zum amüsanten Friedensschluß durch Patt. Allerdings hätte Naum mit 40...Kg2 einen aussichtsreichen Gewinnversuch unternehmen können (die Bauern in e und h würden im 44.Zug beide umwandeln).

Download der Partien:
Schacos_2007 (cbv, 32 KB) (CBV für Fritz / ChessBase-Progs)
SC2007PGN_eng-infos (zip, 24 KB) (PGN mit Recheninfos, altes Format)
SC2007PGN_movesonly (zip, 11 KB) (kompakte PGN ohne Kommentare)

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