Stefan Zweig als Fallensteller
Der Senf den ich zur Schachnovelle abgegeben habe, gehört zu den Seiten meiner Homepage mit den meisten Hits. Dabei scheint der Link erst unten als einer der letzten auf der Titelseite auf. Möglicherweise ist die Erklärung einfach: Der Roman "Die Schachnovelle" von Stefan Zweig scheint sich einer ständigen Beliebtheit im Deutschunterricht zu erfreuen. Man kann das zum Teil als Verzweiflungsakt der Professoren betrachten, denn das Werk ist so kurz, daß selbst die faulsten Schüler keine Ausrede haben wenn sie es durchlesen sollen.
Mich würde interessieren, welche Noten diejenigen bekommen, welche meine Besprechung abschreiben. Sie ist sicher ungewöhnlich: Vom Nachplappern all dessen was andere schon sagten, habe ich noch nie viel gehalten. Zweig hat vermutlich zwei Fallen gestellt: Wer die Vorurteile des Ich-Erzählers gegenüber dem Weltmeister Czentovic in seiner Besprechung nachbetet, hat sich nicht zu einem eigenen Standpunkt eines "übergeordneten" Lesers durchgerungen. Und wer die vermeintlichen Unterschiede zwischen Dr. B. und Czentovic herausstreicht, hat übersehen, daß sie in Wirklichkeit als Charaktäre dargestellt sind, die vieles verbindet.